Kommt die Sprache auf die Ursprünge des Subgenres Black Metal, ist die Band MAYHEM nicht selten weit entfernt, wobei ich die 1984 gegründete Formation wohl viel eher zur “Second Wave Of Black Metal” rechnen würde. Die Gruppe wird oft vielerorts als Begründer der „true norwegian black metal“ Szene betrachtet, was dann der Sache schon etwas näher kommt, zumindest kann man nicht leugnen, dass sie heute eine der einflußreichsten Bands im Genre ist. Die meisten Stories um die Truppe ranken sich um die berühmtberüchtigten Ereignisse um den Selbstmord von Sänger „Dead“ und die tragische Ermordung des Bandleaders „Euronymus“ durch seinen “Weggefährten” Vark Virgernes – zuletzt war es der bedrückende Film „Lords Of Chaos“, der diese Thematik neu aufleben ließ und der vor allem jüngere Fans und dazu viele Neueinsteiger bediente. Dem Film vorangegangen war Ende der 90er Jahre das gleichnamige Buch, das sich eingiebig und höchst informativ mit der internationalen Black Metal Szenerie beschäftigte, das allerdings vom jetzigen Band Member Jørn Stubberud (aka Necrobutcher) als eines der schlechtesten jemals geschriebenen Bücher bezeichnet worden ist. Wie auch immer – nach dem Tod von Euronymus wurde das Kult Album „De Mysteriis Dom Sathanas“ fertig gestellt und dieses gilt auch noch heute als eines der besten Veröffentlichungen im Genre. Viele Jahre und einige Umbesetzungen später präsentieren MAYHEM ihr sechstes Studio Album “Daeomn” und wer mag (und schnell war), konnte sich eine superfeine auf gerade Mal 555 Exemplare beschränkte „Limited Deluxe Edition“ sichern. Die limitierte Box gab es nur über das Label „Century Media Records“ und ist mittlerweile restlos ausverkauft. In der Box befinden sich zwei Vinyl Scheiben, eine CD, ein Riesenposter mit dem Cover Artwork, 3 weitere wundervolle Artworks, 2 Kerzen zur „homemade“ schwarzen Messe und ein metallischer Pin-Anstecker.
Die Vinyl Scheibe im Klapp-Cover beinhaltet 10 neue Songs, die CD die gleichen 10 aufgestockt um 2 Bonus Tracks, die zweite Vinyl LP stellt auf Seite 1 die beiden Bonus Tracks der CD sowie drei Cover Versionen vor, darunter auch mit dem grandios gespielten „Evil Dead“, in dem sich MAYHEM mit 205 bpm in einen regelrechten Geschwindigkeitsrausch spielen. Übrigens eines meiner Lieblingstücke der leider nicht mehr aktiven US Metal Band „Death“. Auch das “Death Strike” Cover “The Truth” ist nicht von schlechten Eltern (181 bpm), das finale “Disgusting Semla” (Original: “Morbid”) ist wie auch die beiden anderen Cover ein phantastisches Beispiel dafür, dass die beiden Axtfetischisten der Band (Ghul und Teloch) nach wei vor zu den besten Gitarristen im Genre Heavy Metal gehören. Die Rückseite von LP 2 ist nicht bespielbar, besticht aber dafür mit einem eingravierten großen Totenkopf, der mir spontan das Wörtchen „saugeil“ entlockt. Die LP-Texte sind alle abgedruckt im 12seitigen Booklet, auch die Lyrics der Bonus Tracks finden sich in einem kleinem Einlegeblatt der physikalischen CD. Sehr Lobenswert. Auch sonst ist das Drumherum der Deluxe Box „Daeomon“ richtig gut gelungen. Da haben sich dieses Mal einige Leute wirklich etwas gedacht dabei. Das digitale Album war am 25. Oktober 2019 verfügbar, der Release der physikalischen Medien hatte sich um 14 Tage nach hinten auf den 08. November verschoben.
Die Band bleibt natürlich ihrem Stil treu und bestreitet den musikalischen Weg weiter konsequent, das neue Material bietet wieder eine gelungene Mischung aus Old School Blackened Death und atmosphärisch dichtem Black Metal, ohne die avantgardistischen Ausflüge der Vorgänger-Album ganz außer Acht zu lassen - „Daemon“ startet durch mit dem routiniert gespielten „The Dying False King“, es folgt die erste infernale Granate „Agenda Ignis“ mit irren Tempowechseln, krachenden Thrash-Akkorden und donnernder Doppelfußmaschine. „Bad Blood“ legt noch eine gewaltige Schippe drauf an Intensität – die geile moderne Produktion trifft auch hier den Hörer mit voller Breitseite, „Teloch“ shreddert sein erstes etwas längeres Gitarrensolo. „Falsified And Hated“ lässt sämtliche Dämonen der Hölle auferstehen und obwohl Shouter Attila in irgendeinem Interview behauptet hat <wir sind keine satanisten> die neuen Schlager sprechen ganz eindeutig eine andere Sprache, wer sich durch die blasphemisch-misanthropischen Texte pflügt, wird zudem den einen oder anderen Hinweis entdecken, dass sich die norwegische Truppe einmal mehr in etlichen dämonologischen Schriften und okkulten Lehrbüchern bedient hat, Absu, Tiamat und andere düstere Gesellen geben sich die Klinke in die Hand – empfehlenswert an dieser Stelle auch das Video, das zum Stück produziert worden ist und am besten rüberkommt bei voll aufgedröhntem Sound und im Fullscreen-Format. Schade, dass der Limited Edition keine DVD beiliegt mit einigen visuellen Highlights. Das wäre dann wohl das Non-Plus-Ultra gewesen! Es folgt mit „Aeon Daemonium“ das Meisterwerk des Albums: Alchemischer Düstersound mit sludge-doomigem Szenario, Attila Csihar schwingt sich auf zum Großmeister aller Metal-Shouter und variiert gekonnt zwischen gutturalem und hymnenhaftem Spagat, Drummer Hellhammer inszeniert ein sonic-spektrales Perkussionsgewitter und stellt mit treibenden, schnellen Blasts eindeutig unter Beweis, warum er auch im fortgeschrittenen Alter von 50 Jahren immer noch zu den besten Genre Drummern gezählt wird. Seit dem 31. Oktober 2019 präsentieren MAYHEM ihre neuen Songs auch Live, die Tourdaten findet Ihr wie gehabt, wenn Ihr dem Link im Kasten unten links folgt.
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